Viele Sportler meinen mit Ausdauer und Kondition dasselbe, aber es handelt sich dabei um zwei völlig verschiedene Fähigkeiten, die unterschiedlich trainiert werden müssen.
In diesem Artikel erkläre ich dir den Unterschied zwischen Ausdauer und Kondition, verrate dir, welche von beiden Fähigkeiten du wirklich brauchst und wie du beide auf Vordermann bringst.
Beginnen wir damit, vereinfacht zu definieren, was Ausdauer und Kondition überhaupt sind, um den Unterschied sichtbar abgrenzen zu können:
Was ist Ausdauer?
Ausdauer ermöglicht es dir, eine Leistung bei minimaler Erschöpfung eine bestimmte Zeit lang zu erbringen, z. B. bei einem Marathonlauf.
Unterschieden wird in zwei Formen der Ausdauer:
- Ausdauer bei hoher Intensität: Beschreibt die Fähigkeit, über einen relativ kurzen Zeitraum hinweg eine besonders hohe Leistung zu erbringen, zum Beispiel bei einem 100-Meter-Sprint.
- Ausdauer bei geringer Intensität: Beschreibt die Fähigkeit, über einen längeren Zeitraum hinweg eine moderate Leistung zu erbringen, zum Beispiel bei einem Ultra-Marathon, bei dem dieselbe Leistung konstant über mehrere Stunden hinweg abgerufen werden muss.
Intensität ist dabei übrigens keine abstrakte Bezeichnung, die subjektiv deine Anstrengung beschreibt, sondern ein sportwissenschaftlicher Term und ein berechenbarer Wert, nämlich deine Leistung in Bezug zu deiner Maximalleistung. Wer drei Wiederholungen Bankdrücken mit 90 Prozent seines Maximalgewichts absolviert, trainiert intensiv. 25 Wiederholungen bei 50 Prozent des Maximalgewichts sind dagegen weniger intensiv (aber mitunter trotzdem anstrengend). Es spielt zudem die Belastungsdichte eine Rolle, d. h. wie lang deine Pausen zwischen den Sätzen und Wiederholungen sind.
Was ist Kondition?
Kondition ermöglicht es dir, eine Leistung mit minimaler Ermüdung mehrfach zu wiederholen, z. B. bei Kraftsport-Übungen oder in einem Fußballspiel.
Ein Großteil aller Sportarten beruht vor allem auf zyklischen Belastungen, die sich mehrfach wiederholen. Fußballer müssen ohne Ermüdung immer wieder sprinten und schießen, ein Boxer tänzeln und zuschlagen, usw. Ist die Kondition dafür nicht ausreichend trainiert, sinkt die Leistung von Wiederholung zu Wiederholung.
Auch Kondition wird in zwei Formen unterschieden:
- Kondition bei hohem Volumen: Beschreibt die Leistungsfähigkeit bei häufig wiederkehrender Belastung, z. B. bei einem Tennisspieler, der während eines Matches mehrere hundert Mal den Ball übers Netz schlagen muss, wobei der letzte Schlag möglichst noch genauso hart sein sollte wie der erste. Geht der erste Schlag selbst im untrainierten Zustand noch leicht von der Hand, sieht dies beim 50. oder 100. Schlag schon ganz anders aus. Es zählt also weniger die absolute Leistung (Schlaghärte), als die Fähigkeit, diese Leistung so oft als möglich zu wiederholen.
- Kondition bei geringem Volumen: Beschreibt die Leistungsfähigkeit bei weniger häufig wiederkehrender Belastung, wie es beispielsweise beim Gewichtheben der Fall ist. Ein Gewichtheber bewegt die Hantel in einem Wettkampf in der Regel nur einige wenige Male, dafür ist die Belastung deutlich höher. Hier zählt weniger die Fähigkeit, eine Leistung zu wiederholen, als die absolute Leistung selbst – nämlich die Höhe des Gewichts.
Training von Ausdauer und Kondition
Nun, wo wir gelernt haben, dass Ausdauer und Kondition völlig unterschiedliche Fähigkeiten sind, sollte auch klar sein, dass beide auf verschiedene Arten trainiert werden sollten.
- Ausdauertraining wird grundsätzlich über einen längeren Belastungszeitraum und mit wenig bis gar keinen Pausen absolviert, z. B. mit einem langen Lauf von mehr als 30 Minuten.
- Konditionstraining wird über einen kürzeren Belastungszeitraum und mit Pausen absolviert, z. B. mit mehreren Sätzen Kniebeuge im Fitness-Studio.
Kann man gleichzeitig Ausdauer und Kondition trainieren?
Nein, das kann man leider nicht. Du solltest sogar darauf verzichten, beide während einer Einheit zu trainieren. Denn: Ausdauer und Kondition beeinflussen sich gegenseitig negativ. Je höher deine Ausdauerleistung, desto niedriger sind deine Explosivität und Kraft – und umgekehrt. Deshalb sehen Marathonläufer auch eher dünn und wenig muskulös aus, Sprinter aber muskelbepackt.
Das bedeutet allerdings nicht, dass du künftig im Fitness-Studio deinen Warm-Up auf dem Cross-Trainer oder Laufband weglassen musst. 10 bis 20 Minuten aufwärmen sind okay. Dein Cardio-Training, mit dem du z. B. deinen Körperfettanteil regulieren kannst oder deine Grundlagenausdauer verbesserst, solltest du aber stets an anderen Tagen absolvieren, als dein Krafttraining.
Wie wichtig ist Ausdauer für Konditions-Sportarten?
Lange Läufe vor und nach dem Training macht kein Fußballer gern und die meisten Kraftsportler und Bodybuilder hassen Cardio-Einheiten. Wenn Ausdauertraining deine Kondition – und damit die Leistung z. B. im Fußball oder Kraftsport – negativ beeinflusst, können wir es dann nicht einfach streichen?
Jein. Wie bereits erwähnt ist Ausdauertraining einerseits ein probates Mittel, um Kalorien zu verbrennen und den Körperfettanteil zu senken. Eine gewisse Grundlagenausdauer ist außerdem wichtig, vor allem in bewegungsintensiven Sportarten wie eben Fußball, Tennis oder Boxen.
Für die tatsächliche Höchstleistung in der jeweiligen Sportart spielt das Ausdauertraining aber in der Tat keine wesentliche Rolle. So haben Studien gezeigt, dass Fußballer ihre Leistung rapide verbessern konnten, ohne eine einzige Laufeinheit absolviert zu haben. Stattdessen haben sie, zusätzlich zum Training mit dem Ball, in verschiedenen Variationen Kniebeuge mit der Langhantel absolviert. Wer in seiner Sportart viel laufen muss, profitiert von schwerem Beintraining, gesunder Ernährung und viel Schlaf – also ausreichender Regeneration – mehr als von klassischem Ausdauertraining.
Ausdauer oder Kondition für ein Sixpack?
Bevor du mit dem Training beginnst, solltest du dir erst einmal klarmachen, wofür du überhaupt trainierst. Ausdauer und Kondition sind sportartenspezifische Eigenschaften. Ein Läufer oder Radfahrer ist gut beraten, ausgiebig an seiner Ausdauer zu arbeiten. Die meisten Sportarten erfordern jedoch vor allem Kondition, zu viel Ausdauertraining wäre für sie kontraproduktiv.
Welches Training eignet sich aber zum Aufbau von Bauchmuskeln besser, Ausdauer oder Kondition? Wer vor allem aus ästhetischen Gründen trainiert und an seiner Strandfigur feilt, sollte sich vorrangig auf Konditionstraining fokussieren. Am besten eine Mischung aus zwei bis drei Einheiten Krafttraining pro Woche, plus ein oder zwei weitere Einheiten Intervalltraining, z. B. Sprints. Die kurbeln die Fettverbrennung an und lassen das Bauchfett weg schmelzen. Dazu wird genug Muskulatur aufgebaut und gehalten, um athletisch und nicht einfach nur dürr auszusehen.
Ausdauertraining, wie Joggen im Park oder radeln auf dem Ergometer, kann einmal die Woche eingebaut werden – muss aber nicht unbedingt.
Viel Spaß beim Training
dein Olli
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